Comboblog Woche 3 & 4

 Herzlich willkommen und Hallöchen aus dem Kloster Einsiedeln

In diesem Blog fasse ich die letzten beiden Wochen zusammen, diesmal ohne den Urlaub.

Pater Thomas hat mir für meine Nachmittagsarbeitszeit verschiedene kleine Aufgaben gegeben.

Aktuell bereitet mir am meisten Freude die Arbeit im Frater-Garten. Im Kloster haben wir insgesamt 5 Gärten in den Innenhöfen. Die beiden auf der linken Seite sind die «Schulgärten», der hintere der beiden wird gerne bei schönem Wetter zum Mittagessen von den Gymnasiasten genutzt und sonst sind sie aber lieber ganz links auf dem Schulplatz. Vorne rechts ist der Küchen- und Gästegarten, da sind verschiedene Kräuter und Gemüse für die Küche angepflanzt und für die Gäste des Klosters ist da freier Zugang. Die Umgebung drumherum ist aber schöner, darum verbringen da meist nur die Köche Ihre verdiente Pause. Ganz hinten ist der Herren-Garten, der für die «älteren» Mönche vorbehalten ist. Früher wurde in diesem Garten auch im grossen Stil für das Kloster das Gemüse angepflanzt und sie konnten sich so selbst versorgen. Leider ist das heute nicht mehr möglich, da sie zu wenig Mönche dafür sind und wenn es extern Angestellte machen, wird es zu teuer. Das Bewirtschaften dieses Gartens wird aber von der Gärtnerei gemacht, welche sich hinten links am Klosterkomplex befindet.

Rot eingekreist ist der Frater-Garten und gelb ist mein Zimmer.

Der letzte Garten und mein momentaner Geltungsbereich ist der 2. Garten auf der rechten Seite. Im Frater Garten ist Frater Benno Maria (kommt aus Salzkotten, ganz in der Nähe von Paderborn, wo ich mein letztes Jahr verbracht habe) zuständig und verantwortlich diesen in Schuss zu halten. Und da ich freie Kapazität habe und wir auch schönes Wetter haben und der Winter naht, hat mich Pater Thomas gefragt, ob ich helfen kann. Auf das «jäten» hatte ich anfangs keine Lust und als ich dann das erste Beet gemacht habe, habe ich gemerkt wie gut es mir tut, einerseits tue ich etwas Gutes und Schönes und ich sehe was ich gemacht habe und andererseits war es für mich wieder eine Möglichkeit einen inneren Dialog zu starten und herauszufinden was mich daran hindert es zu tun oder warum ich grade kein Bock darauf habe.

Kurzer Exkurs in meine Gedankenwelt.

Glaubenssätze sind sehr stark und können einen weit im Leben bringen, im Positiven sowie im Negativen. Die einen sind leicht zu erkennen, «du kannst das sowieso nicht», «du bist unzuverlässig», «das ist doch dumm», «was könnten denn die anderen denken», «du bist nicht gut genug» oder dann in die positive Richtung, «ich schaffe das!», «auf mich ist Verlass», «wenn nicht jetzt, wann dann», «ich kann, ich mache, ich bin stark» (mein ganz persönlicher der mir grade gut hilft). Und einer der mir nie aufgefallen ist und darum auch sehr heimtückisch war, ist: «wenn ich das mache, werde ich bestimmt dafür gelobt». Der klingt im ersten Moment noch positiv und kann mich auch zu guter Leistung anspornen, hat er bisher auch oft gemacht. Der ist aber auch wieder ein Auswuchs von der Angst «ich bin nicht genug» oder ich bin es mir nicht wert. Das heimtückische daran ist, 1. ich mache mich so selbst abhängig vom Lob anderer und 2. Ich würde es nie für mich selbst tun. Sei es auch etwas ganz Simples wie eine Wohnung sauber halten oder wenn ich einen eigenen Garten hätte, diesen zu pflegen und hegen. Für mich kann ich die Erkenntnis mitnehmen, dass es mir hilft, wenn ich es für mich tue und um mal die Gedanken schweifen zu lassen und diese Gedanken beobachten kann, richtig meditatives Arbeiten. Verrückt was ich so alles über mich sich selbst lerne, während ich grade Löwenzahn und anderes Unkraut aus der Erde ziehe.

Was habe ich sonst noch so gemacht ausser Unkraut zupfen und nachdenken?

Wozu ich auch noch befähigt wurde, ist dass ich das Skriptorium sauber halten darf. Das ist ein Raum in welchen Schulungen für Schreiben von alten Schriften stattfinden und es ist gleichzeitig auch ein kleines Museum, wie die Schrift und die dazugehörige Unterlage, das Pergament, entstand. Natürlich wird da auch mit historischen Farben gearbeitet und wo Farbe ist, gibt’s Flecken. Und diese darf ich jetzt putzten, kleiner Tipp, wer vor hat mit Eisen-Gallus-Farbe zuhause mal zu arbeiten, sei vorsichtig, das kriegst du nur noch mit beizen oder schleifen weg. Glücklicherweise haben sie hier vor einiger Zeit entschieden auf Wallnussfarbe zu wechseln, welche einfach mit Wasser abwischbar ist. Somit konnte ich einen Teil putzen und den Rest muss ich leider so stehen lassen, weil ich weder den Betonboden noch die Tische beizen oder schleifen kann. Aber unser «Kunst»-Bruder Jean-Sebastian meinte, dann fängt es erst richtig an zu leben, wenn es Flecken hat und nicht mehr so perfekt und neu aussieht. Da muss ich ihm Recht geben, auch weil ich so weniger genau putzen muss, aber das muss ich ja nicht laut sagen. 😉


Das Skriptorium, mit den hängenden Lampen, dem Kamin in der Mitte
und der Holzdecke, möglichst der Geschichte nachempfunden.

Die Entstehungsgeschichte vereinfacht an der Wand dargestellt.

Ich möchte Dir natürlich auch ein Teil der Geschichte des Klosters nicht vorenthalten:

Im Jahr 1130 schenkt Freiherr Lüthold von Regensberg dem Einsiedler Konvent seinen Besitz an der Limmat mit der Auflage, dort ein Frauenkloster zu errichten. Seither bilden die Konvente von Fahr und Einsiedeln ein Doppelkloster unter der Leitung des Abtes von Einsiedeln. Ich hatte bereits in der 2. Woche die Ehre mit Abt Urban dieses Kloster zu besuchen. Er macht das in der Regel jeden Dienstag und hält da auch einen Gottesdienst. Die operative Leitung hat die Priorin Irene Gassmann inne. Und er bespricht mit ihr jeweils an diesem Tag die aktuellen Themen oder gibt Unterschriften für teils Dinge, die es noch so verlangen. Es ist ein sehr schönes und kleines Kloster und auch dieses hat seinen Charme und kann mit der Nähe zu Zürich punkten. Zu Fuss ist es von da 1 h ins Stadtzentrum.

Das Klostergelände, mit dem anliegenden Bauernhof und der Limmat im Hintergrund.


Die eine Kirchenwand wurde von denselben Brüdern gemacht wie die Decke der Klosterkirche in Einsiedeln, auch hier haben die beiden Brüder, typisch zu der Zeit die Grenzen der Rahmen teilweise «gesprengt». Es wurde damals streng nach Regeln gemalt. Im Süden haben die Künstler dann so ihre Kreativität zum Ausdruck gebracht, indem sie die Bilder über den Rahmen hinweg gezeichnet haben. Bei den Gebrüdern Giuseppe Antonio und Giovanni Antonio Torricelli, welche diese Arbeiten gemacht haben, wurde mir erklärt, dass es wahrscheinlich so war, das der eine zuerst gemalt hat und dann erst der 2. Bruder mit den Reliefs drumherum weiter gemacht hat und dementsprechend konnte sich der Maler etwas mehr austoben als normalerweise.

Der älteste Teil des Klosters macht die St. Anna-Kapelle. Sie stand schon als der Grundbesitz an das Kloster Einsiedeln ging. Es entstand vermutlich um das Jahr 1000 n. Chr.

 

Aussenansicht Kapelle St. Anna Kloster Fahr,
ein älteres Foto habe ich leider nicht gefunden. 😉


Innenansicht Kapelle St. Anna Kloster Fahr


Ich verabschiede mich jetzt ins Wochenende, ich darf mit 3 ehemaligen Arbeitskolleginnen, und mittlerweile Freunden, einen schönen Sonntag verbringen. Dir wünsche ich ein schönes Wochenende, gute Woche und bis zum nächsten Wiederlesen,
liebe Grüsse Pascal

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