Kloster Einsiedeln 2. Woche
Halli Hallo Hallöle schön bist Du da. 😊
Die 2. Woche nimmt seinen Lauf
und vom Erlebten könnte ich gleich zwei Blogs füllen.
Was ich in dieser Woche so erlebt
habe:
Seit dem Samstagmittag 9.9. darf
ich mich beim Essen in die Tisch-Reihe der Mönche einfügen. Und das ist ganz am
Schluss bei den Anwärtern (Kandidaten) und Neumitgliedern (Profess auf Zeit und
während dieser Zeit hat man den Titel «Frater»). Weil ich der mit dem jüngsten
«Eintrittszeitpunkt» bin, oder man nennt es auch die «Seniorität», sitze ich am
Ende der Tischreihe. Und das ist was Besonderes, weil bisher sass ich mit den
Gästen zusammen in der Mitte des Saals und wurde immer vom Gastpater durch die
Klausur geführt, nun bin ich selbst für mein pünktliches Ankommen
verantwortlich und darf mich etwas freier bewegen.
persönlicher Versuch, das Refektorium für Aussenstehende verständlich darzustellen. |
Dazu ein Ausschnitt aus dem
Regelbuch des heiligen Benedikt, in seiner Regel Nr. 53 «Die Aufnahme von
Gästen» Abs.1: «Alle Fremden die kommen, sollen aufgenommen werden wie
Christus; der sagte: Ich war fremd und Ihr habt mich aufgenommen.» Deswegen
werden die Gäste auch immer in die Mitte genommen und darum sind die
Benediktiner in Einsiedeln auch so gastfreundlich.
Und wohl eins der am besten
gehüteten Geheimnisse ist das Menu, was es jeweils zum Essen gibt. Keiner
weiss, bis es auf dem Tisch steht, was es gibt. So ist der Fokus nicht beim
Essen selbst sondern es kommen alle zusammen und man isst zusammen. So ist auch
keiner versucht ein Essen auszulassen, wenn er weiss, dass er es nicht mag. Und
so ist der Sinn des gemeinsamen Essens schon mehr garantiert. Aber wer hier ein
Essen ausfallen lässt, ist definitiv selbst schuld, da man hier hervorragend
isst. Ich glaube in den 2 Wochen, wo ich hier bin, habe ich schon ein paar
Kilos zugelegt.
Seit dieser Woche habe ich einen
festen halbtags Job im Weinkeller. Was mir sehr viel Spass bereitet. Es lässt
sich gut mit meinem ursprünglich gelernten Beruf als Bäcker-Konditor
vergleichen. Auch in der Backstube lebt der Teig und es hat auch viel mit der
richtigen Temperatur und der Hefe zu tun. Es wird mit grossen Gewichten
gearbeitet und bevor die Trauben zum Saft gepresst werden, ist es der
Landwirtschaft ähnlich, wir arbeiten in Gummistiefel, schaufeln viel und
bringen den Trauben-Trester mit unserem Elektromobil zum Misthaufen.
Ein Highlight diese Woche war die
Engelweihe am Donnerstag 14.9. Da wurde die Weihung vor Gnadenkappelle in der
Klosterkirche gefeiert. Nach der Zerstörung durch französische Truppen 1798
wurde die Kapelle 1817 aus den alten Steinen neu aufgebaut. Und
glücklicherweise war das Wetter dieses Jahr stabil und wir konnten die
Prozession draussen feiern. Das war ein Spektakel und es lohnt sich deswegen
nach Einsiedeln zu fahren. Auch das Orgelspiel, das zum Abschluss dann noch
kam, war sehr beeindruckend, weil es auf 2 verschiedenen Orgeln gleichzeitig
gespielt wurde.
Das Kloster am Tag vor der Prozession am Abend. alles mit Kerzen dekoriert, auch die Fenster der Nachbarschaft. |
Dazu noch etwas Geschichte:
Nach Meinrads Tod am 21. Januar
861 wird es für einige Jahre wieder still im „Finstern Wald“, bis die
Waldeinsamkeit ab 906 vom seligen Benno von Strassburg und weiteren Eremiten
mit Leben und Gebet erfüllt wird. Sie siedeln um die Kapelle am Ort der Meinradszelle
und halten die Erinnerung an den ersten Bewohner des „Finstern Waldes“ wach. Das
Jahr 934 gilt als Gründungsjahr des Klosters Einsiedeln. Die
Einsiedlergemeinschaft um den seligen Benno wird vom seligen Eberhard (+958) zu
einer Benediktinergemeinschaft geformt. Die erste Klosterkirche wird zu Ehren
der Gottesmutter Maria und dem heiligen Mauritius geweiht. Die alte
Einsiedler-Kapelle bleibt auch nach dem Bau der ersten Klosterkirche stehen und
wird zum Ort der Erinnerung an die Ursprünge. Sie ist Christus, dem Erlöser (lat.
Salvator) geweiht und birgt eine kostbare Reliquie des Heiligen Kreuzes. Doch
im Laufe der Zeit wird aus der “Salvator-Kapelle” eine Marienkapelle. Aus der
Christus geweihten Kapelle wird eine von Christus geweihte (Marien-) Kapelle.
Die Legende der Engelweihe versucht diese Tatsache anschaulich zu erklären und
die Wirkung bleibt nicht aus: Die Heilige Kapelle von Einsiedeln zieht viele
Pilgerinnen und Pilger aus ganz Europa an.
Wie ist es mir so ergangen in
dieser Woche:
Seit letzten Sonntag bin ich ohne
Handy unterwegs und ich muss sagen es tut gut. Anfangs war es etwas ungewohnt,
da es doch eine Gewohnheit war, bei einer freien Minute, einen kurzen Blick
aufs Handy zu werfen und was mir jetzt klar wird, oft war das einfach ein
Ablenken von den unangenehmen Gefühlen in mir. Die Zeit ohne Handy zu geniessen,
fällt mir nicht schwer, auch weil es hier in Einsiedeln einfach schön ist. Es
tut sehr gut und ich habe das Gefühl ich nehme den Moment bewusster wahr. Das
liegt nicht allein daran, dass ich jetzt kein Handy bei mir habe. Die bewusste
Auseinandersetzung mit mir selbst trägt da wesentlich dazu bei. Es ist manchmal
anstrengend und doch spüre ich eine Entwicklung. Eine Entwicklung im Sinne
dessen, dass ich mehr im hier und jetzt bin, statt den Moment mit meinen
Gedanken und dem Verstand zu «zerdenken» oder eben mich ablenken zu lassen.
Die guten Gespräche mit den
Gästen und den Mönchen über Gott, den Glauben, die Kirche und wie jeder einzelne
von ihnen das versteht, waren sehr interessant und eröffnen mir neue
Blickwinkel. Und diese Gespräche sowie das täglich 4x Beten, lässt mich über
Dinge nachdenken, welche für mich bisher nicht im Fokus waren. Aber davon erzähle ich Dir später mehr.
Nun das wars auch schon wieder,
mehr hört ihr von mir im Verlauf der nächsten Woche.
Liebe Grüsse Euer Pascal aus dem
Kloster.
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