Die 7. Woche und der Besuch in Salzburg

 Einen schönen guten Tag und herzlich willkommen auf meinen Klosterzeit-Blog.

Schon wieder ist eine Woche vorüber und ich darf mich fragen, was war denn und wie verschriftliche ich das in Blogform?

Gestartet ist diese Woche mit dem Besuch meines jüngsten Bruders Adrian. Nach der Messe um ca. 10.40 Uhr am Sonntag haben wir uns getroffen und haben die erste Stunde vor dem Mittagsgebet genutzt, um die Stiftsbibliothek anzuschauen, ja dieses Mal habe ich sie auf den ersten Versuch gefunden😉 und für brüderliche Gespräche konnten wir die Stunde auch gut nutzen. Das Wetter war nicht das Beste, deswegen haben wir auch vorwiegend die Zeit drinnen verbracht. Er war der erste Besuch, der mit mir ein Gebet mitgemacht hat und auch beim Mittagessen dabei war. Es war auf unterschiedliche Arten was Besonderes, einerseits, dass ich meine neuen täglichen Routinen mit einem Familienmitglied teilen konnte, was für mich sehr schön war. Schweigend neben meinem Bruder den Psalmen zu horchen, das gabs schon seit unserer Kindheit in der Sonntagsmesse nicht mehr, wobei ich glaube, dass wir da nicht immer wirklich fromm geschwiegen haben. Und andererseits durfte ich wieder einmal beim Gästetisch sitzen, mitten drin, was auch wieder für neue Perspektiven sorgt. Was ich auch gestehen muss, da es für mich das erste Mal war, dass ich einen Gast hatte, habe ich vergessen, ihm die Regeln und Verhaltensweisen vorher zu erklären, wenn es denn ums Essen geht oder auch wie lange das Mittagsgebet dauert und das wir da vorwiegend schweigen. Also falls Du jemals zu mir ins Kloster zu Besuch kommst, frag nach, damit Du gut vorbereitet bist. 😊Auch die Reaktionen der Mönche war sehr schön wie sie sich für Adrian interessierten und nachgefragt haben. 

Nun zur Arbeit:

In dieser Woche kamen vorwiegend nur noch Trauben für unseren besten Rotwein, den Cuva. Diese Trauben kommen nicht wie die anderen in grossen Boxen mit bis zu 400 kg Trauben, sondern die werden alle in kleinen grünen Körben angeliefert und in denen werden sie etwas getrocknet, bevor sie zum nächsten Arbeitsschritt kommen. Getrocknet werden sie aus 2 Gründen, einerseits damit wir weniger Wassergehalt haben, umso den Zuckergehalt (den Öchsli) zu steigern und andererseits damit mit dem Trocknen noch ein anderes Aroma entsteht, was wichtig ist für diesen Wein. Auch werden diese Trauben nicht in den grossen Tanks ein gemaischt, sondern in Kesseln, wie auf dem Foto, was besser für die Wein- und Geschmacksentwicklung ist, da wir so eine sanftere Verarbeitung haben und die Trauben weniger verletzten. Somit durfte ich dann Montag und Dienstag vorwiegend in diesen Kesseln stehen und die Trauben stampfen, mit den Füssen, also keine Angst, nicht mit nackten Füssen, sondern in den frisch gewaschenen Stiefeln. 

Fleissig, fleissig. :)


Am Dienstagnachmittag habe ich mich wieder einmal dem Skriptorium gewidmet und den Kamin abgestaubt sowie die Gläschen für die Wallnussfarbe und die Federhalter gereinigt, zumindest so gut es ging, wie sagt der Künstler so schön, erst wenn es lebt, im Sinne von, es darf danach aussehen, ist es auch Kunst und ein Atelier.

Der Auslandaufenthalt in Salzburg:

Von Mittwoch bis Freitag durfte ich dann noch den Abt nach Salzburg begleiten. Eine wirklich sehr schöne Stadt und von aussen hat man das Gefühl, dass das Kloster St. Peter, da so rein gepfercht ist und kaum Platz da ist. Und es ist tatsächlich so, dass gefühlt die ganze Altstadt ein einziges zusammengewachsenes Gebäude ist. Feuerwehrsicherheitstechnisch ist das wahrscheinlich eine Herausforderung. Aber wenn man denn mal da im Kloster drinnen ist, erkennt man, dass für genügend Platz gesorgt wurde. Der Klostergarten sowie die Räume sind grosszügig gestaltet worden und die Kirche und die Marienkapelle sind wunderschön und jeder Platz wurde gut genutzt. 

Mein Blick aus dem Zimmer in Salzburg

Auch das Kloster St. Peter in Salzburg ist ein Benediktinisches Kloster und ich habe viele Abläufe und Rituale wiedererkannt, ich mit meinen vielen Erfahrungen 😉. Und doch muss ich sagen, gibt es viele Unterschiede, zum Beispiel beim Mittagessen, schweigen wir grundsätzlich in Einsiedeln und nur an Sonntagen und Feiertagen reden wir, in Salzburg spricht man immer beim Mittagessen. Wir haben bei jedem Essen Wein, sie nicht. Die Gebetszeiten sind anders, die Messe ist nicht wie bei uns um 11.15 Uhr (wir haben es zu dieser Zeit, wegen den Pilgern die zu uns kommen) die Vesper ist bei uns um 16.30 Uhr, während in Salzburg die Messe morgens um 7.00 Uhr vor dem Frühstück ist und die Vesper ist erst um 18.30 Uhr und anschliessend ist Abendessen. Auch die Kleidung ist nicht genau dieselbe. Anscheinend hat es die Schweizer Kongregation geschafft, dass alle Benediktiner Klöster hier in der Schweiz, trotz der starken Eigenständigkeit der Klöster, einheitliche Kleiderordnung durchzusetzen. Was in Österreich und Deutschland nicht so ist. Also es ist bei allen Benediktiner in schwarz, die Tunika (Untergewand), der Zingulum (Gürtel) und das Skapulier mit Kapuze, aber die bei den kleinen Dingen erkennt man die Unterschiede. Die Benediktiner Mönche in Salzburg haben kleinere und aus dickerem Stoff Kapuzen und ihre weissen Kragen sind wie die von Hemden und sie tragen Ledergürtel. In der Schweiz ist es so, dass… ach komm doch einfach vorbei und schau es Dir an, dann kann ich dir ganz genau erklären, was die Unterschiede sind 😉. Nein, die Kapuzen sind bei den Schweizer Benediktinern grösser und über die ganze Schulterbreite hinweg, der Gürtel ist aus Stoff und sie tragen diese weissen Krägen, solche weissen Kunststoffringe, was einem von weitem erkennen lässt, dass das ein geistlicher ist. Und das sind nur einige Unterschiede, die mir in der kurzen Zeit aufgefallen sind, es gibt bestimmt noch mehr. Anbei noch eine Darstellung, von den unterschiedlichen Kleidungen, von Mönchen einer Auswahl von verschiedenen christlichen Orden. 


Wie geht es mir nach dieser Woche mit dem Auslandaufenthalt?

Der Rhythmus und der geschützte Rahmen, den ich hier geniesse, mit immer gleich aufstehen Montag bis Sonntag, kein Handy und eine ruhige Umgebung, macht es mir natürlich einfach, in die Stille zu gehen und in mich hineinzuhorchen. Dies hatte ich nicht als ich Salzburg war, weil ich mein Handy mitgenommen habe und die Zeit damit auch genutzt habe und auch weil es an beiden Abenden sehr spät wurde und ich mich nicht an den gewohnten Rhythmus gehalten habe. Das hat mich nicht nur körperlich durcheinandergebracht, sondern hat auch in meinem Inneren für Unruhe gesorgt. Nicht das mich sowas gleich völlig aus der Bahn werfen würde und doch macht es etwas mit mir. Diese Unregelmässigkeit war vor dem Kloster «Normal» und ich habe mir dazu auch keine Gedanken gemacht, denn das ist doch «Normal»? Man muss doch einfach den Schlaf nachholen und dann ist wieder gut. Das muss ich doch einfach aushalten können? Das machen ja alle so. Immer auf Draht, immer erreichbar, voller Energie und nichts auslassen. Das Leben geniessen, neues Entdecken und die Freiheit als Junggeselle auskosten? Ja, da bin ich absolut dabei, also beim Geniessen und voll auskosten, das Leben eben leben, es fällt mir tatsächlich schwer es mal meinem allgemeinen Wohlbefinden zuliebe nicht zu tun. Und da kommt wieder dieses Regelwerk des heiligen Benedikt ins Spiel: Das Mass ist die Mutter aller Tugenden und diese goldene Mitte zu finden erfordert viel Selbstdisziplin und ein gutes Gespür. Jetzt wenn ich mein Handy sowieso auf dem Kleiderschrank habe und ausgemacht ist, ist es auch ein leichtes es nicht zu tun, wie mit dem Rauchen aufzuhören, rauch einfach nicht mehr, dann ist es erledigt. Klar gibt es da diese Suchtdruckmomente, die es einem schwer machen, aber das kann man aushalten. Aber dieses dazwischen, es nutzten und doch sich nicht darin verlieren, empfinde ich als schwer, sehr schwer.  Deswegen versuche ich es mal mit der Zeit, einen Wecker stellen, wenn ich am Handy oder am Tablet bin, daraus eine Gewohnheit machen diesen zu stellen, damit ich die Kontrolle habe und nicht den halben Tag darin verliere. 

Naja, das ist mal ein erster Gedanke, ein erster Versuch, den ich hier im Kloster schon umsetzten kann, und ich möchte die Zeit hier nutzten auch weitere Schritte folgen zu lassen und auch danach nicht los zu lassen. Den inneren Schweinehund auszutricksen und mein Leben etwas leichter zu machen, damit ich es voll auskosten kann, neues Entdecken und aus der inneren Ruhe die volle Energie schöpfen kann. Da möchte ich mich hinarbeiten, Schritt für Schritt, im kleinen fängt es an. Ich hoffe Dir gelingt das und wünsche Dir in diesem Sinne eine energievolle, ereignisreiche und doch voller Ruhe geschmückte Woche, 

bis bald liebe Grüsse Pascal


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