8. Woche und was bisher geschah

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8. Woche und was bisher geschah: 

Diese Woche könnte man fast als eine «normale» Woche in meinem Rhythmus bezeichnen. Der Weinkeller braucht nach wie vor viel Ressourcen, um die letzten Trauben noch zu verarbeiten und die Säfte in die richtigen Tanks oder in die Barriques für die Lagerung bis zum Abfüllen, zu füllen. Eine Zahl, welche ich vorletzte Woche erwähnt habe mit 75-80 Tonnen an Trauben muss ich korrigieren, es war 97 Tonnen, welche wir dieses Jahr verarbeitet haben und das ist über 20% mehr als der letztjährige Rekord! Die letzten Trauben sind seit diesem Freitag in den Kesseln ein gemaischt und werden nächste Woche gepresst und dann auch in Barriques abgefüllt. Das war so meine Hauptaufgabe, die gemaischten Trauben immer wieder zu «Stösseln». Beim Einmaischen werden die Trauben in diesem Fall zu Fuss angepresst, so wie man das bei meinem letzten Blog gut auf dem Foto sieht. Danach liegen diese Trauben ca. 7-10 Tage. Währen dieser Zeit muss man diese Trauben immer wieder untereinander mischen, da durch Stampfen Saft ausgepresst wird und durchs liegen lassen löst sich auch immer mehr Saft aus den Trauben. Die Trauben schwimmen dann immer oben auf und das ist der Grund, warum man diese «Stösseln» muss, damit diese Trauben wieder unter den Saft gemischt werden und so eine bessere und schonendere Lösung vom Saft aus den Trauben entsteht und so auch eine bessere Aromaentwicklung begünstigt. Während dieser Tage im Kessel, auch mit ein Grund warum man die Trauben immer wieder «Stösseln» muss, kommen auch die wilden Hefen ins Spiel, wie beim Sauerteig, welche dann die Gärung im Kessel auslösen und so aus dem Zucker (dem Öchsligehalt) Alkohol machen, darum ist dieser Öchsligehalt so wichtig, denn ohne Zucker, kein Alkohol. Wenn es schnell gehen muss, kann man die Hefe auch direkt dazugeben um die Maische «anzuimpfen» und so den Gärungsprozess schon von Beginn weg, und nicht erst nach ein paar Tagen, zu fördern. 
Jetzt wird der Keller auch Schritt für Schritt wieder umgebaut, die Maschinen, welche wir für das Abpressen der Trauben gebraucht haben, werden im hinteren Kellerabteil versorgt und die Geräte für das Abfüllen der Flaschen werden ausgepackt und in Betrieb genommen, damit wir nächste Woche mit dem Abfüllen der Weine vom letzten Jahr weiter machen können. Darauf freue ich mich, denn so sehe ich schnell, was wir gearbeitet haben, ist jetzt nicht der Wein, welchen wir produziert haben, aber ich habe dann eine ungefähre Vorstellung davon, wie es dann rauskommt. Was diese Woche aus der normalen Woche, zu einer fast normalen Woche macht, war der Donnerstagabend, es gab das alljährliche Erntehelferessen des Weinkellers und dem Rebberg Leutschen. Da Andre und ich auch mitgeholfen haben, nicht im Rebberg aber im Keller, wurden wir auch eingeladen. Es war ein sehr schöner Abend mit gutem Essen und selbstverständlich dem eigenen Wein, und ich muss gestehen, der ist gut, richtig gut, so gut, dass ich auch mehr als nur ein Glas Wein getrunken habe 😉. Es war in der, ich nenne es mal Winzerstube, was eigentlich eine Garage ist, in den Leutschen Rebbergen und es war richtig heimelig und rundum gut, viel geredet und gelacht. Auch gab es viel Wertschätzung und tausendmal Danke von Dominik für den Einsatz, welche alle geleistet haben und das war sehr schön. Wir hatten dieses Jahr mit einem schweren Schicksalsschlag für das Team und die Familie von Frowin zu kämpfen. Leider ist Frowin der langjährige und immer treue und zuverlässige Fahrer vor 2 Wochen gestorben, und das mitten in der Erntesaison. Und das hat Dominik auf sehr schöne Weise dem Team und besonders auch Franz gedankt, da er sofort für Frowin eingesprungen ist und so das Rad am Laufen hielt. 

Gab es denn ausser dem Weinkeller sonst noch etwas Schönes?

Am Dienstag durfte ich noch Bruder Klemens in der Gastbibliothek helfen, diese einzuräumen, da die umziehen musste für das Büro des neuen Mitarbeitenden im Gästebereich. Und eigentlich wäre auch noch geplant gewesen, dass ich am Donnerstagnachmittag bei ihm aushelfe. Er hat es dann am Mittwochnachmittag selbst noch alles fertig eingeräumt und ich kam so unverhofft zu einem freien Nachmittag. Den konnte ich dafür nutzen, um bei Bruder Anton in seiner Drechslerstube reinzuschauen und durfte mich selbst beim Drechseln versuchen. Arbeiten mit Holz macht sehr viel Spass und ich habe nicht gemerkt, wie ich über 1.5 h an einem kleinen Stück Holz gearbeitet habe. Vielleicht habe ich wieder einmal die Chance bei ihm reinzuschauen und mich nochmals daran zu versuchen, gerne würde ich mir selbst so eine kleine Schale machen, als Früchteschale oder ähnliches. Foto kann ich leider keines bieten, wird aber noch folgen. 

Was kann ich Dir noch aus der Geschichtskiste erzählen, damit wir hier auch noch was lernen?

Das ist ein Holzschnitt aus dem Jahr 1509, wie das Kloster damals aussah.
Ich möchte an den Geschichtsteil aus dem 6. Blog anknüpfen und das spielt sich ab dem 13. Jahrhundert ab. Das Kloster Einsiedeln genoss grosses Ansehen und Wohlwollen des damaligen Adels und durch die grosszügigen Schenkungen derer kam auch die Verantwortung über diese Ländereien mit ein her. Was aus dem Klostervorsteher zum Fürstabt machte, mit der Verantwortung über diese Teile zu regieren. Auch wurden ab dieser Zeit nur noch Söhne des Adels in das Kloster aufgenommen, was zu einer schmerzlichen Dezimierung des Klosterbestand beitrug. Und wo Länder regiert werden, kann es gerne mal zu Streit kommen, was mit dem Konflikt mit Schwyz in der Dreikönigsnacht 1314, mit der Entführung der Mönche aus Einsiedeln, nach Schwyz gipfelte. Erstaunlicherweise gelangt die Wallfahrt zu dieser Zeit nach Einsiedeln zu grosser Blüte während gleichzeitig der innere Niedergang vonstattenging. Die Bedeutung Einsiedelns als Wallfahrtsort knüpft über viele Jahrhunderte an die Legende der sogenannten Engelweihe an. Gemäss dieser Legende weihte Jesus Christus selbst in Gesellschaft vieler Engel und Heiligen in der Nacht auf den 14. September 948 die alte Einsiedler-Kapelle zu Ehren seiner Mutter Maria. Die Menschen pilgerten also ursprünglich zu der durch Gottes Gegenwart geheiligten Kapelle. Mit der Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt der Wallfahrt von Christus zu dessen Mutter Maria, und Einsiedeln wurde im Laufe des Hochmittelalters zu einem Marienwallfahrtsort, zu welchem Pilger aus halb Europa kamen. Im Jahr 1466 wird das bis heute hochverehrte gotische Gnadenbild, die berühmte Schwarze Madonna von Einsiedeln, in der Kapelle gezeigt. 
Die Gnadenkapelle an der Stelle, wo die Einsiedelei des heiligen Meinrad stand.

Die schwarze Madonna in der Gnadenkapelle.

Von der Äusseren Geschehnissen zu den Inneren: 

Ich schätze die Zeit hier sehr und auch die Struktur mit dem immer gleichen aufstehen und dem Rhythmus von Gebeten, Arbeiten und das, immer zu den gleichen Zeiten, gemeinsame Essen. Und dadurch das ich hier in die Welt der Mönche und des Katholizismus eintauche, quasi von 0 auf 100, stelle mir Fragen zum Glauben und wie man sein Leben leben kann, komplett abseits der leistungsorientierten Gesellschaft, welche ich mir nie gestellt habe. Die katholischen Rituale und die Weltanschauung dessen ist mir nicht fremd, ich bin gefirmt und bin auch bis dahin regelmässig zur Messe am Sonntag. Aber danach musste ich nicht mehr, also liess ich es auch. Das heisst seit ich 12 oder 13 war, bin ich, wenn überhaupt, für Beerdigungen oder Hochzeit in die Kirche und sonst nicht. Und in diesem Alter bis 12, 13 Jahre, habe ich das mitgemacht, weil man macht das ja einfach so und denkt nicht gross darüber nach. Zum Anfang hier im Kloster musste ich mich erst mal richtig einordnen, was darf ich wann, wie, wo machen und was ist der Reihe nach gefordert beim Gebet. Und ich wollte zuerst auch bewusst nicht hinhören, zuerst die Stille für mich nutzen, weil ich in der Anfangsphase hier im Kloster die Angst hatte, dass ich mich zu sehr vom Leben hier verleiten lasse und dann hier hin flüchten würde, was dann aber auch keine Lösung wäre, weil ich nicht vor mir selbst weglaufen kann, egal ob ich im Kloster, auf Weltreise, Angestellter oder Selbständigerwerbender wäre, der Pascal, der ist immer mit dabei. An dieser Stelle höre ich hin, in mich hinein, was geht in mir vor, was bewegt mit grade. Während und vor allem nach dem Kontakt mit den Mönchen, Freunden oder der Familie, höre ich bewusst in mich hinein und versuche den unangenehmen Gefühlen, welche dann manchmal hochkommen, nicht mit Musik oder sonstiger Beschäftigung zu übertönen, sondern bewusst hinhören, in der Stille, mir die Zeit geben und das für mich persönlich klären, damit dieses unangenehme zu einem angenehmen Gefühl wird und ich damit auch wieder geklärter an die Aussenwelt treten kann. Das ist einfacher gesagt als getan, wie oft wollte ich lieber Radio oder Musik hören, mich ablenken, um eben diesem Unangenehmen aus dem Weg zu gehen. Dieser innere Dialog, der findet statt, die Frage ist nur wie ich diesen steuere. Und kann ich das bewusst steuern oder bin ich dem machtlos ausgeliefert? Wenn, dann wenn ich mich bewusst darauf einlasse, ohne darüber zu urteilen, kann ich ihn auch steuern, diesen Dialog und dem Ganzen eine Tonlage geben, welche ich für richtig halte. Ist dieser in einer positiven, negativen oder wertfreien Tonlage? Positiv ist der Dialog meist dann, wenn ich mich sicher fühle und auch an die Sache und vor allem an mich selbst glaube. Negativ und verurteilend ist die Tonlage dann, wenn ich verunsichert bin und Angst vor Verlust habe oder der Angst «nicht gut genug zu sein», vorherrscht. Immer ein auf und ab, was mich bisher auch immer sehr beschäftigt hat, ich war meist Feuer und Flamme oder hatte so gar kein Bock darauf. Dieser Angst nicht den Raum zu geben und mich damit identifizieren zu wollen, ist aktuell für mich die grösste Herausforderung. Sonst gelingt es mir sehr gut, die Dinge zu beobachten, hinzunehmen, zu akzeptieren um dann «entspannt» an die Sache ranzugehen. Gleichzeitig muss ich auch sagen, habe ich aktuell auch keine grossen Herausforderungen, welchen ich mich grade stellen muss. Und ich kämpfe mit teilweise lächerlich kleinen Dingen, welche eigentlich ein bald 30-Jähriger doch nicht mehr zu klären hat, da man doch schon erwachsen ist…? Und doch fängt es beim Kleinen an, einen Schritt nach dem anderen und in den kleinen Dingen die Erfolge (hin)-sehen und feiern, damit ich mich gestärkt an die grossen Herausforderungen wagen kann. 
Daher Danke, für die Möglichkeiten, die mir geboten werden, Danke, dass ich hier mich verschriftlichen kann und Dir wünsche ich bis zum nächsten Mal, viele kleine Dinge woran Du wachsen kannst, damit Du die grossen Dinge mit Links, oder Rechts schaffen kannst. 
Bis zum nächsten Mal 

 Dein Pascal

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