Woche Nummero 5

 Hallo, ich freue mich sehr, dass du wieder da bist, es ist schon die 5. Woche.

Nun was gibt es denn alles Spannendes zu berichten?

Der Sonntag, der 1.10.23 war für mich nicht wegen des Klosterfeiertags (Rosenkranzsonntag) speziell, sondern ich habe mir schon wieder einen Tag Urlaub gegönnt. Ich durfte mit 3 ehemaligen Arbeitskolleginnen einen wunderschönen Tag im überraschend schönen Weinfelden im Thurgau verbringen. Diese Ausflüge haben bei uns schon Tradition und ich glaube es ist dieses Jahr ein Jubiläum auch wenn’s keiner von uns gemerkt hat. Wir haben vor ungefähr 10 Jahren zusammen im Panetarium gearbeitet. Dany war damals meine Chefin als Filialleitung in Wil, Silvio war der Filialleiter in Herisau und Chef von Sarah, Sarah war damals noch Studentin und hat im Panetarium, vorwiegend in Herisau aber auch in Wil gearbeitet. Und meine Wenigkeit war hauptsächlich in der Filiale in Wil tätig, kannte aber Silvio noch von meiner Ausbildung als Bäcker, weil er auch in der Backstube gearbeitet hat und danach als wir die Filiale in Herisau am Bahnhof eröffnet haben, hat er die Filialleitung übernommen. Soweit ich mich noch erinnern kann, war der Startschuss unserer Freundschaften und dieser Ausflüge, als wir Sarah nach einem 2-wöchigen Urlaub in den USA, am Flughafen in Zürich abgeholt haben und ein «Tamtam» gemacht haben, als wäre sie 1 Jahr weg gewesen. Danach hiess es dann was machen wir als nächstes und mit der Zeit entstand so, dass jeder von uns 1x pro Jahr etwas organisieren darf. Von einem Wochenende in Wien bis zu Sommerkurzurlaub am Bodensee auf der deutschen Seite während in der Schweiz das Land unterging, schlitteln in Bergün oder spontan in Winterthur auf einen Glühwein gab es bisher alles und ich freue mich schon auf den Dezember, da darf Silvio sein Bestes geben. So genug aus dem Nähkästchen geplaudert, wie kommt es das Weinfelden überraschend schön ist? Ich kannte Weinfelden schon vorher aus meiner Ausbildung, weil ich da als Bäcker-Konditor zur Berufsschule durfte. Ich kannte den Bahnhof, das Berufsschulgebäude gleich daneben und den Weg zum nächsten Bäcker und in meinem jugendlichen Leichtsinn dachte ich mir, dass das wohl alles sei von Weinfelden. Irren ist menschlich und ich muss gestehen ich habe mich geirrt. Es ist ein sehr schönes Städtchen mit viel grün und schönen alten Häusern, vielen Bars und Kneipen, welche sich zu lohnen scheinen mal anzuschauen. Wir waren aber weniger die Stadt und die Bars anschauen, sondern mehr die Weinreben, wie es der Name bereits sagt, hat uns die Organisatorin Sarah erklärt, dass der Name Programm sein werde, wir waren auf einer Weinwanderung, in den «Weinfeldern». Hervorragendes Wetter, beste Gesellschaft und guten Wein, einen schöneren Sonntag im Herbst kann man sich gar nicht vorstellen, danke an Sarah, dass du uns ein solch schönes Erlebnis ermöglicht hast.

von links nach rechts: Dany, Pascal, Sarah, Silvio.
Danke euch es war wieder einmal grosses Kino mit Euch <3

So viel zum Wort zum Sonntag 😊

Der Rest der Woche war wieder Kloster-Time und ich habe wieder stark im Klosterkeller bei der Weinzubereitung mitgewirkt. Normalerweise wäre das nur vormittags damit ich nachmittags auch noch anderen Aufgaben nach gehen kann. Diese und die nächste Woche ist aber grade heisse Phase im Klosterkeller und da ist man froh um jede Hilfe. Und ich habe auch grade etwas mehr Zeit oder bekomme nicht gleich einen Auftrag am Nachmittag, weil diese und die nächste Woche ist die «Lässe». Und mein «Chef» Pater Thomas war diese Woche in der «Lässe». Und nächste Woche hat die andere Hälfte der Mönche «Lässe».



Pascal am Tank spülen.

Was ist denn diese «Lässe»? Wir machen einen kleinen Ausflug in die Geschichte:

Die «Lässe» sind 4-5 gemeinsam verbrachte Urlaubstage, die drei Mal im Jahr angeboten werden jeweils im Frühling, Sommer und im Herbst. Bevor die moderne Medizin auch im Kloster Einsiedeln Einzug hielt, war der Aderlass (davon der Ausdruck «Lässe» und für die Deutschen ja es gibt Schweizer die sagen «Lässi» 😉) ein gängiges Heilverfahren, dem sich auch die Mönche öfters unterzogen. Dazu wurde damals den Brüdern mit Blutegeln eine bestimmte Menge Blut abgenommen, um den Körper von Blutfülle und von schädigenden Stoffen im Blut zu entlasten. Nach erfolgter Behandlung hatten die Mönche jeweils Anrecht auf einige Erholungstage, um nach der anstrengenden Prozedur wieder zu Kräften zu kommen. Der Aderlass ist längst verschwunden, die Erholungstage sind – Gott sei Dank – geblieben. Heute ist die «Lässi» ein wichtiges Element des klösterlichen Gemeinschaftslebens und wird meist zum gemeinsamen Wandern genutzt. Die Mönche dürfen ausschlafen und müssen weder zum gemeinsamen Gebet (das erste die Vigil, um 5.30 Uhr) noch zur Arbeit erscheinen. Selbstverständlich ist jeder Mönch dazu angehalten sich im privaten und ganz eigenen Gebet zu üben und das während dieser Zeit mehr zu machen. Ich komme leider nicht zum Glück der «Lässi», habe aber dafür tendenziell die Nachmittage frei, naja nicht ganz, wohl den falschen Job gewählt im Kloster, durfte sie im Keller bei schönstem Wetter verbringen. Was nicht heisst, dass mir dieser Job keinen Spass bereitet, aber es ist halt doch noch verd…. Schönes Wetter.

Und noch ein Moment wie er sich stets bemüht.

Wie geht es mir persönlich so nach 5 Wochen Kloster?

Das nicht vor sich selbst fliehen können ist für mich immer mehr spürbar und dass ich mich nicht ablenken kann mit dem Handy oder Fernseher ist auch nicht immer ganz ohne. Die Ausflüge in die Welt hinaus tun gut in dem Sinne, dass ich mich dann nochmals anders reflektieren kann und weil es dann auch «alte» Freundschaften und Beziehungen sind, in denen ich mich bewege, spüre ich doch auch die Entwicklung, welche ich gemacht habe. Und ich muss mich in der neuen Rolle, wo ich mich sehe und spüre, erst mal zurechtfinden, was auch nicht einfach ist da ich noch nicht da bin, wo ich gerne wäre. Und doch habe ich viele gute Momente, wo ich spüre, dass ich auf dem richtigen Pfad bin, diese Momente des «hier und jetzt SEIN» und eben nicht darüber nachdenken, wenn ich dann so und so bin ist alles besser. Und gleichzeitig sind da auch die noch die Tiefs, welche nicht weniger tief wurden, sondern sich in anderem Licht präsentieren, der Ursprung ist aber immer derselbe. Mittlerweile durchschaue ich diese Tiefs sehr schnell und kann sie gut für mich nutzen und bade mich während dieser Zeit nur ein bisschen im Selbstmitleid. Da Zweifel gut sind, sogar wichtig, damit ich das was und wie ich es bisher gemacht habe auch mal anzweifle und hinterfrage gibt mir das Sicherheit, wenn ich das für mich gut begründen kann, oder ich gehe dann einfach neue Wege, die dann besser sind. Und immer wieder diese Glaubenssätze, immer dieselben und die kommen immer wieder in neuen «Kleidern» wollen mich herausfordern und zwingen mich zur Ruhe und Gelassenheit, dass ich nicht diese Glaubenssätze bin, diese Gedankengänge, welche ich habe, sind nicht meine Persönlichkeit, ich bin, weil ich bin und das ist gut so. Diese Sorgen, Probleme und Herausforderungen sind da und ich nehme sie an, lasse sie aber nicht mich kontrollieren, sondern ich versuche es andersrum zu machen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir Zweifel, welche dich weiterbringen und die Gelassenheit und Kraft damit umgehen zu können, bis nächste Woche

liebe Grüsse

Pascal

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