Die 10. Woche ist vorbei..

..und was gibt es zu berichten?

Hallo erstmal und schön, dass Du da bist. Bei mir in Einsiedeln hat es am Samstag geschneit und ich liebe es, hoffentlich kannst Du dich über dein Wetter genauso erfreuen. Leider ist der ganze Schnee bereits wieder weg, aber es war ein schönes «aus dem Fenster schauen». Nun, die vorletzte Woche, Woche 9, war für mich doch eine sehr bewegte Woche und ich habe mir erhofft ich könnte in dieser Woche das etwas verdauen, kam aber nicht wirklich dazu.

Was ist denn so vorgefallen?

Der Anfang der Woche war sehr schön, da ich das sonnige Wetter geniessen konnte und doch sehr produktiv war, weil ich Pater Gregor nochmals bei Umzug geholfen habe, und am Nachmittag durfte ich im Garten helfen mit Laub zusammennehmen. Muskelkater am Dienstag lässt grüssen und das trotzdem Laubbläser. Im Weinkeller durfte ich noch beim letzten Mal leeren der Presse helfen. Jetzt sind alle Trauben in Saft verarbeitet und wir haben diese Woche die ersten Flaschen Hemina rot abgefüllt und etikettiert. Das Abfüllen ist eine relativ eintönige Arbeit und doch muss man immer konzentriert dranbleiben, weil schnell mal was schief gehen kann. Und es dauert meist 30-40 Minuten, bis die Maschine mal richtig eingestellt ist. Mache dann nächste Woche Fotos, damit Du dir darunter was vorstellen kannst. 

Am Dienstag war dann wieder Keller angesagt und am Nachmittag konnte ich mir noch für die kleinen Arbeiten von Pater Thomas Zeit nehmen. Der Mittwoch war dann schon wieder speziell und aus dem Rhythmus raus, weil Andre im Weinkeller am Mittag zum Apero eingeladen hat, da er am Freitag den letzten Arbeitstag hatte. Der Typ ist einfach super, er ist gelernter Koch und hatte in seinen jüngeren Jahren selbst ein Restaurant geführt und hat uns richtig gute Sachen aufgetischt, war sehr schön, gemütlich und lecker. Danke Andre für die coole Zeit im Keller, die guten Gespräche, auch mal ein bisschen «Seich» quatschen, hat mir sehr viel Freude bereitet. Dann am Donnerstag hatte ich am Morgen dann frei, weil wir am Nachmittag nach Zug (eine Stadt ca. 30 Minuten von Einsiedeln weg) gefahren sind, wo wir einen Stand hatten auf dem Weinschiff. Für diejenigen die nicht wissen, was das ist, das ist ein Schiff, das am Pier steht und darauf hat es verschiedenste Winzer und Kellereien (in diesem Fall waren es etwa 20), die ihre Weine zum Probieren und Verkaufen angeboten haben. Und die Leute können reinkommen, sich ein Glas schnappen und sich durchprobieren. Viele probieren einfach und haben einen schönen Abend und einige kaufen auch Wein. Schon auf dem Hinweg meinte Dominic zu mir: meist geht es gar nicht um den Wein, vielmehr geht es darum ein bisschen quatschen, Aufmerksamkeit schenken oder auch mal diskutieren und fachsimpeln. Und das liegt mir ja, ich habe 10 Jahre im Bäckereiverkauf gearbeitet, als Verkäufer ist man als 2. Beruf auch noch Psychologe und Ratgeber. Das Schöne beim Weinverkaufen ist einfach, es gibt noch guten Wein dazu und der Kundenfranken ist höher als im Bäckereigeschäft 😉 

Weinhändler Pascal und natürlich in 
der Uniform von der Klosterzeit.

Dieses Abenteuer dauerte dann auch bis 23.00 Uhr und es hat sehr viel Spass gemacht mit Deniz, er ist der Winzer vom Leutschen-Rebberg, wo wir den Grossteil unserer Trauben haben, und bei fachlichen Fragen stand er uns weise zur Seite. Verkauft habe ich mit Frater Alban zusammen, der by the way auch ein hervorragender Verkäufer ist. Er war der Hingucker des Abends, mit Kutte und seinem charmanten Auftreten hatte er alle in seinem Bann. Wir haben es natürlich in unseren Verkaufsgesprächen genutzt, dass die Klosterkellerei Einsiedeln noch die einzige Kellerei, schweizweit wenn nicht sogar europaweit, ist, in welcher ein richtiger Mönch arbeitet. Meiner Einschätzung nach, hat das auch gewirkt, unser Stand war nie leer, während bei unseren Nachbaren nicht viel los war und die Leute hatten grosses Interesse an der ganzen Geschichte drumherum. Alban hatte sie alle, mit seiner herzlichen Art, seinem Charme und Witz konnte er jeden und jede abholen. War schön ihm dabei zuzuschauen, wie er die Leute begeistern konnte. Selbstverständlich habe ich auch was getan, jemand musste ja die Qualität der Weine prüfen, bevor wir sie zum Probieren weitergeben. 😉

Unser Stand und die motivierte Verkaufsmannschaft.
von links nach rechts: Pascal, Frater Alban und Deniz

Am Freitag war dann am Morgen nochmals etikettieren angesagt und um ca. 11.30 Uhr gings dann los Richtung Bozen, Italien. Für diejenigen die das nicht kennen, das liegt im Südtirol. Da gibt es hervorragenden Wein und wir waren da für die Abts-Weihe des neuen Abtes des Klosters Muri-Gries. Dank den Bergen drumherum ist Bozen wie in einem Kessel und im Sommer wird es da so heiss wie in Rom oder Neapel. Und darum haben sie da viel, sehr viel Weinreben. Aber nicht nur Mengen, auch die Qualität stimmt. Und gleich nach der Ankunft hat uns Pater Otto abgefangen und durften uns durchs Sortiment probieren. Es war ein schöner Abend und die Weine kann ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen.  

Ein Teil des Innenhofs, mit den Palmen ist es 
schon gefühlt im Süden und im Urlaub.


Am Samstag war die Abts-Weihe und die war sehr schön, etwas lange mit 2.5 H aber es ging. Ich durfte dann den Bischof von da kennen lernen und weil das Kloster Muri-Gries mit Obwalden verbunden ist, waren auch der Kantonsratspräsident (Dominik Rohrer) & der Landammann (Josef Hess mit seiner Frau) da. und mit ihnen durfte ich mich auch noch kurz beim Mittagessen austauschen. Wer hätte das gedacht, ich geh ins Kloster um alle hochwürdigen Leute kennen zu lernen. Immer sehr freundliche und aufmerksame Menschen mit welchen ich gute Gespräche haben durfte.

selten eine so volle Kirche gesehen und dann auch noch mit so vielen 
kirchlichen Würdeträgern.

Der Sonntag diese Woche war auch sehr schön, weil wir am Nachmittag dann zu 5. Badminton gespielt haben. Erst dachte ich mir, diesen Altweibersport, wie langweilig, mir wäre es lieber Unihockey zu spielen. Nun die Mönche, mit welchen ich gespielt habe, haben mich eines Besseren belehrt und ich freue mich auf die nächste Revanche 😉.

Wie geht es mir nach dieser Woche wo ich gefühlt mehr auswärts war als im Kloster?

 Ich merke, wie mir diese Ruhe sehr guttut, wenn ich «Nachhause» ins Kloster komme. Das ist, was ich mir wünschen würde für meine Zukunft, Ruhephasen, die sich abwechseln mit den stressigen oder lauten Phasen. Dazu eine kleine Geschichte aus einem kleinen Buch das ich jedem gerne empfehlen kann, von Jorge Bucay «Komm, ich erzähl dir eine Geschichte».

Es war einmal ein Holzfäller, der bei einer Holzgesellschaft um Arbeit vorsprach. Das Gehalt war in Ordnung, die Arbeitsbedingungen verlockend, also wollte der Holzfäller einen guten Eindruck hinterlassen. Am ersten Tag meldete er sich beim Vorarbeiter, der ihm eine Axt gab und ihm einen bestimmten Bereich im Wald zuwies. Begeistert machte sich der Holzfäller an die Arbeit. An einem einzigen Tag fällte er achtzehn Bäume. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte der Vorarbeiter. »Weiter so.« Angestachelt von den Worten des Vorarbeiters, beschloss der Holzfäller, am nächsten Tag das Ergebnis seiner Arbeit noch zu übertreffen. Also legte er sich in dieser Nacht früh ins Bett.

Am nächsten Morgen stand er vor allen anderen auf und ging in den Wald. Trotz aller Anstrengung gelang es ihm aber nicht, mehr als fünfzehn Bäume zu fällen. »Ich muss müde sein«, dachte er. Und beschloss, an diesem Tag gleich nach Sonnenuntergang schlafen zu gehen. Im Morgengrauen erwachte er mit dem festen Entschluss, heute seine Marke von achtzehn Bäumen zu übertreffen. Er schaffte noch nicht einmal die Hälfte.

Am nächsten Tag waren es nur sieben Bäume, und am übernächsten fünf, seinen letzten Tag verbrachte er fast vollständig damit, einen zweiten Baum zu fällen. In Sorge darüber, was wohl der Vorarbeiter dazu sagen würde, trat der Holzfäller vor ihn hin, erzählte, was passiert war, und schwor Stein und Bein, dass er geschuftet hatte bis zum Umfallen. 

Der Vorarbeiter fragte ihn: »Wann hast du denn deine Axt das letzte Mal geschärft?« »Die Axt schärfen? Dazu hatte ich keine Zeit, ich war zu sehr damit beschäftigt, Bäume zu fällen!«

Dieses Gefühl kenne ich, ich war ständig auf Draht und konnte kaum 5 Minuten ruhig auf dem Stuhl sitzen, es musste immer was gehen. Ich konnte diese Ruhephasen nicht geniessen oder sah sie erst gar nicht, weil sich in meinem Kopf immer noch alles drehte. Irgendwelche ungeklärten Fragen oder Aufgaben, welche ich nicht geschafft habe. Wieder die Angst nicht genug zu sein, die mich antrieb und auch am Ende fast kaputt gemacht hat. Dieser Drang zur Perfektion und sich keine Fehler eingestehen und wenn ich es dann doch mal gemacht habe, habe ich mich selbst so dafür verurteilt, dass ich darin nichts mehr Positives sehen konnte. Was wahrscheinlich mit ein Grund war, warum ich mich wohl auch immer mit allem Möglichen abgelenkt habe, damit ich mich dieser Unruhe in mir selbst nicht stellen muss. 

«Liebe deinen nächsten, wie dich selbst.»

Wie dich selbst… das muss man sich erstmal auf der Zunge vergehen lassen. 

Wie dich selbst… Liebe dich selbst, wertschätze dich selbst, achte (auf) dich selbst, (vor)-verurteile dich nicht selbst, lobe dich selbst, gönn es dir selbst, hilf dir oder lass dir selbst helfen, liebe dich selbst, einfach alles, was ich mir für andere wünsche, darf, soll, muss ich mir für mich auch wünschen. Das ist die grosse Herausforderung, weil ja alles selbstverständlich ist. Und auch danach handeln oder zumindest stets mein Bestes geben. Und das reicht auch, mein Bestes, ich muss mir keine Sorgen machen oder Angst haben, dass dies nicht reichen sollte, weil mehr geht nicht. 

Perfektion ist für die Götter.

Danke, dass Du mein Blog liest bis bald 

Liebe Grüsse 

Dein Pascal


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