Die 11. Woche ist auch schon wieder Geschichte:

 Hallöchen, die Zeit fliegt egal wo man ist, kaum hat die Woche angefangen schon geht sie wieder zu Ende und ich darf mir Gedanken machen was ich denn hier niederschreiben darf.

Die 11. Woche:

Eigentlich wäre ja der Sonntag der erste Tag in der Woche und ich dürfte Dir davon berichten. Aber das weisst du ja bereits, dass ich mich mit den Mönchen sportlich gemessen habe und das mit mässigem Erfolg. Die Revanche folgte dann diesen Sonntag und ich wollte ihnen einfach nochmal ein gutes Gefühl geben, damit ich sie beim nächsten Mal niederschmettern kann. Wir haben Badminton gespielt und gewonnen habe ich kein einziges Mal aber nächstes Mal, ganz bestimmt, nächstes Mal werde ich gewinnen 😉.

Spass beiseite, nun zum ernsten Teil des Lebens, dem Montag, der Keller hat wieder gerufen und ich war zur Stelle. Am Nachmittag konnte ich mir wieder mal Zeit nehmen, um bei Bruder Anton vorbeizuschauen und ein bisschen zu drechseln. Ich war kurz vor dem Abschluss meiner Schale, war eine Sekunde unkonzentriert und die Schale ist zersprungen und flog durch die halbe Werkstatt, aber keine Sorge, niemand hat sich verletzt und das Einzige, was kaputt ging war die Schale und ein bisschen mein Traum von meiner Eigenen. Nicht so tragisch, wieder ein Grund mehr, Bruder Anton zu besuchen, bei Ihm ists immer schön. Dienstag und Mittwoch war ich dann vormittags jeweils in der Kellerei am Arbeiten und am Nachmittag war ich in der Schneiderei und konnte meine in der Grundschule erlernten Skills als Nähmaschinenbenutzer auspacken. Und tatsächlich, die Schürzen, die ich flicken darf, halten nach meiner Bearbeitung besser als davor. Das nenne ich mal ein Erfolg auf ganzer (Näh)-Linie. 

Von der Arbeit zum Vergnügen:

Es gibt einen Spruch von einem spätantiken Theologen und Philosophen, Augustinus, so hiess der Mann: «wer singt, betet doppelt». Was das gemeinsame Singen ausmacht, spüre ich hier sehr und es bereitet mir viel Freude und es gelingt mir sogar immer besser die Töne zu treffen und die Noten richtig zu interpretieren. Aber das reicht mir noch nicht, deswegen habe ich dann Pater Lukas gefragt, er war 42 Jahre Kapellmeister und Dirigent des Stiftschor, ob er sich für mich Zeit nehmen könnte. Er willigte sofort ein und ich darf jetzt jeden Tag (Mo-Fr) jeweils 10.30-11.00 Uhr mit ihm und Kandidat Jaden in der Brüder Stube singen üben. Diese Möglichkeit hatte ich jetzt bereits schon am Donnerstag und Freitag und es macht mir sehr viel Spass mit ihnen beiden im Kanon zu singen, wie zum Beispiel: «🎵He, Ho, spannt den Wagen an, seht der Wind trägt Regen übers Land🎶…», und gleich ist die Melodie im Kopf oder? 😉 Das kennt jeder aus der Grundschule oder auch neue Texte, welche ich nicht kenne, die uns aber genauso viel Spass bereiten. Das reicht mir aber noch nicht, um meine musikalische Seite mehr auszuleben.  Da gibt es ein Lied, es ist wunderschön, welches wir immer an Feiertagen und sonntags in der Komplet als letztes singen, das «Salve Regina», und ich möchte dieses Lied am Klavier lernen. Im Gespräch mit Frater Alban hat er mir angeboten, er könnte mir das zeigen wie das geht und am Donnerstagabend sassen wir beide dann am Klavier und er zeigte mir wie man die Noten liest und wo, welche Töne am Klavier zu finden sind. Ich übe noch und es ist nicht so, dass ich ein neuer Mozart werde oder, das dass mein Ziel wäre aber es macht sehr viel Spass und dem würde ich gerne nachgehen. Es ist ein wunderschönes Instrument und um singen zu üben, ist es auch sehr gut geeignet, da ich so immer prüfen kann, ob ich den richtigen Ton treffe. Am Freitag durfte ich dann noch Abt Urban nach Fribourg begleiten und diese schöne Altstadt mit Frater Meinrad anschauen. Er studiert grade da und nahm sich für mich einen ganzen Nachmittag Zeit, um mir die wichtigsten, von den vielen, Kirchen und Klöster zu zeigen und wo es guten Kaffee und Kuchen gibt. 

Dazu ein bisschen Geschichte:

1157 n. Chr. wurde die Stadt von einem Zähringer gegründet, die gleiche Familie wie diejenigen welche Bern, Burgdorf, Murten, Rheinfelden und Thun gegründet haben, nur um mal die schweizer Städte zu nennen. Fribourg ist auch eine Bischofsstadt, was aber aus kirchlicher Geschichte noch nicht so lange her ist, nämlich seit 1821 mit dem Zusammenschluss der Bistümer Genf, Lausanne und eben Fribourg. Der Glockenturm von Fribourg ist speziell, weil er nie richtig fertig gestellt wurde, da ihnen irgendwann das Geld ausging und man einfach einen Deckel drauf gemacht hat. Damals wars wohl peinlich, mittlerweile ist es ein Alleinstellungsmerkmal und man erkennt Fribourg auf den ersten Blick.

Der markante Turm der Kathedrale erkennt man sofort.

Es ist in der westschweizer Region auch die katholische Hochburg, weil bei der Revolution im 18. Jahrhundert die Fribourger sich für den traditionellen Glauben aussprachen. In Fribourg fanden die zu dieser Zeit in teils Kantonen verbotenen Klöster, Zuflucht. Aber auch das war nicht ganz legal, warum teilweise die Gemeinschaften in «normalen» Häusern leben und von es aussen nicht erkennbare Klöster sind. Frater Meinrad hat mir noch das Kloster der Zisterzienserinnen gezeigt, welche auch nach der Benedikts Regel leben, nur strenger als die Benediktinerinnen. Diese Klöster erinnern mich irgendwie an Konzerne, weil sie eine Vorstellung hatten von einem Idealkloster und diese einander sehr stark ähnlichsehen, quasi der Wiedererkennungswert, wie bei McDonalds. Ich weiss ein etwas spezieller Vergleich, aber in meiner Welt passt das schon zusammen, zumindest ein bisschen.😉

Der Wiedererkennungswert der Zisterzienserklöster
die drei langen Fenster und das grosse Runde darüber
3-Faltigkeit und die Vereinigung in einem.
quasi das golden M.

Wir haben auch noch ein bisschen Einsiedeln in Fribourg entdeckt, denn im 18. Jahrhundert hat das Einsiedler Kloster damit geworben, dass man ihre Gnadenkapelle kopieren könne. Und in der Franziskaner Kirche steht da tatsächlich die Kopie «unserer» Gnadenkapelle. Also nicht ganz, denn die «Unsere» wurde in der französischen Revolution abgetragen und wurde danach wieder neu aufgebaut und sieht nicht mehr ganz so aus wie damals. Ich muss gestehen, die Gnadenkapelle 2.0 in Einsiedeln gefällt mir besser als die alte Version. Es ist jetzt auch klar warum in der alten Kapelle die Madonna schwarz werden konnte, da die Kapelle kleiner und länger gezogen ist und sie hat keine Seiteneingänge und ist in der Höhe nicht so gross. Also, schwarz war die Madonna nicht von Anfang an, sondern wurde es erst mit der Zeit, wegen dem Rus der Kerzen die dauernd daneben gebrannt haben.

Die Seitenansicht der Gnadenkapelle in Fribourg

Der Eingang und wenn sich schon der Pascal beim 
Eintreten bücken muss, dann ist das wirklich ein
kleiner Eingang.

Wie geht es mir aktuell und woran kann ich Dich daran teilhaben lassen:

Es geht mir unglaublich gut und ich habe grade nichts, was diese Woche spannend wäre ausser eben, dass es mir sehr gut geht. Nun ich möchte in diesem Teil etwas persönliche Geschichte auspacken, wie kam ich denn ins Kloster: Anfang dieses Jahres 2023 habe ich angefangen mit Meditieren, es hat mich schon lange fasziniert und die Atemübungen helfen mir schon seit ich im Gymi war (12 oder 13 Jahre alt war ich damals), beim Einschlafen. Nun ich wollte es versuchen aber nicht zum Einschlafen, sondern um in mich hineinzuhören und mich selbst besser zu spüren, da ich diesen Drang schon länger verspüre. Gleichzeitig hat mir Benedikt Goeken (mein Chef von Goeken backen in Bad Driburg, ist eine gute Bäckerei und sie haben sehr gute Torten 😉) noch ein Buch von Bodo Jansen «in der Mitte der Mensch», geschenkt. Da hatte ich die ersten Berührungen mit der Benedikts-Regel und dass jemand für eine gewisse Zeit im Kloster zu sich gefunden hat, eben dieser Bodo Jansen. Nun, das Buch war gut und schnell gelesen. Beim Meditieren ging es dann nicht so schnell aber doch spürte ich Fortschritte. Um ehrlich zu sein, anfangs war es eine Qual, vor allem die ungeführten Mediationen waren schwierig. Auf meinem Bett sitzend, ruhig zu bleiben und zu versuchen, mich nur auf die Atmung zu fokussieren und nicht jedem Gedanken hinterher zu jagen, der mir grade in den Sinn kam, war sehr schwierig. Und Gefühle, Zweifel, Ängste und immer wieder Gedanken wie: «Ah, das muss ich noch und das und das..» machten es mir nicht leicht. Es flossen einige Tränen während mehreren Meditationen und von aussen betrachtet völlig unverständlich, für mich waren es teilweise Befreiungen und teilweise wusste ich gar nicht wie mir geschah. Ich konnte sie weder erklären noch wusste ich was mit mir passiert ist, ich glaube es war einfach wichtig, dass ich es zugelassen habe. Die Kombination von beidem, also meine Entdeckung meiner selbst in der Meditation sowie der Kontakt mit der Benedikts-Regel haben dafür gesorgt, dass ich offen war für neue Wege, wie zum Bespiel, dass ich mir selbst Zeit nehme im Kloster. Und bei der Internetrecherche fand ich dann sehr schnell die Klosterzeit vom Kloster Einsiedeln und ich wusste, das möchte ich machen. Achtung Englisch: «So, here i am» und ich berichte Dir davon.

Es ist bald Halbzeit hier für mich im Kloster und es ist schön, dass ich meine Erlebnisse mit Dir teilen darf

Und kleine Zwischenfragen, kommt es nur mir so vor oder werden meine Blogs immer länger? 😄

Bis zum nächsten Mal

Liebe Grüsse

Dein Pascal


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